Einjährige Blühfläche mit Untersaat und anschließender Beweidung

Ganzheitlich geplante Beweidung
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Manfred
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Einjährige Blühfläche mit Untersaat und anschließender Beweidung

Beitrag von Manfred »

Aktuell habe ich noch einen 5-jährigen Vertrag für 1-jährige Blühflächen laufen, den ich auf Flächen nutzen wollte, die für den Ackerstatuserhalt umgebrochen werden müssen.

(Ich hoffe, diese unsägliche Ackerstatus-Regelung, die Grünlandbetriebe wie meinen jährlich mit hohen Kosten belastet und zudem die Entstehung von langfristigem (Dauer-)Grünland verhindert, bald wieder abgeschafft wird.
Es kann doch nicht so schwer zu verstehen sein, dass man das Grünland nicht fördern kann, indem man Grünlandbewirtschafter durch hohe Kosten bestraft und ihnen so zudem Nachteile auf dem Pachtmarkt beschert.)

Nachdem ich leider feststellen musste, dass bei näherer Betrachtung unter dem schönen Schein der hochwachsenden Blühpflanzen fast nur nackter, verschlämmender Boden zu finden ist, ähnlich wie in einem herkömmlich bewirtschafteten Maisfeld, habe ich 2017 damit begonnen, die Blühflächen mit einer Grünlandmischung als Untersaat zu versehen, um eine besser Bodenbedeckung und mehr Artenreichtum zu erreichen.
Außerdem möchte ich dadurch einen weiteren bodenschädlichen und teuren Umbruch für die Ansaat neuen Gründlandes nach der Blühfläche vermeiden.
Nachteil der Untersaat sind die Kosten (die Prämie für die einjährige Blühflächen in Bayern reicht dann nicht mehr aus, um die alle Kosten der Maßnahme zu decken) und dass man sich im rechtlichen Graubereich bewegt. Die Blühmischungen sind ja vorgeschrieben. Ich setze natürlich eine der vorgeschriebenen Mischungen ein und dazu halt die Grünlandmischung als Untersaat.


Ansicht am 16. Juli 2017. Es dominieren Buchweizen und Phacelia.
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Ansicht am 12. August 2017. Sonnenblumen und einiges an Perserklee aus der Blühmischung.
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Am 31. Oktober, einige Zeit nach dem Abweiden.
Die Grünmasse wurde teils gefressen, teils als Mulch niedergetrampelt.
Die Grünlandmischung nimmt Fahrt auf.
Die verbliebenen Sonnenblumenköpfe hatten die zahlreichen Finken zu dem Zeitpunkt schon großteils leergefressen.
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Stand heute. Grünlandaufwuchs mit noch relativ vielen Lücken (Trittschäden durch die extreme Nässe im Herbst, obwohl die Tiere nur wenige Tage drauf waren. Mit dem Mulcher hätte ich die Fläche nicht befahren können.) und vielen Ansitzwarten für Kleinvögel, durch die verbliebenen Sonnenblumenstängel.

Auf der Fläche sind nicht nur zahlreiche Hasen unterwegs. Auch die Braunkehlchen haben sich eingefunden.
Die letzten 2 Jahre hatte ich nach anfänglichen Erfolgen leider keine Braunkehlchen-Brutpaare mehr, nur noch Durchzieher im Frühjahr.
Jetzt hoffe ich wieder, dass sich evtl. das eine oder andere Pärchen zum Bleiben überreden lässt.
Auch bezüglich der Prädation bitte ich unsere Jäger immer wieder, noch mehr zu unternehmen. Dieses Jahr scheint der Fuchsbesatz nicht mehr so stark zu sein. Das lässt hoffen. Aber Krähen und Elstern sind leider immer noch sehr viele da, die den Bodenbrütern zusetzen, sobald die Jungvögel geschlüpft sind und durch ihre Bewegungen auf sich aufmerksam machen.
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Zum Abschluss noch ein ältere Braunkehlchen-Foto:
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Ich bin sehr gespannt, wie sich die Sache weiter entwickelt.


jara
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Re: Einjährige Blühfläche mit Untersaat und anschließender Beweidung

Beitrag von jara »

ist es dann irgendwann möglich eine 100% Bodenabdeckung zu erreichen?
Und warum möchtest du das .
Ist Gasaustausch nicht besser durch " nackte " Erde möglich ?


Manfred
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Re: Einjährige Blühfläche mit Untersaat und anschließender Beweidung

Beitrag von Manfred »

Die Bodenbedeckung, entweder mit lebenden Pflanzen oder mit Mulch (z.B. Nadel- und Laubstreu im Wald), ist quasi die Haut des Bodens.
Sie schützt das Bodenleben vor schneller Austrocknung, vor UV-Strahlung, vor starken Temperaturschwankungen, vor Wind- und Wassererosion etc. und sie liefert die Nahrung für das Bodenleben, ob durch die Wurzelausscheidungen (Exsudate) und abgestoßenen Wurzelhaare lebender Pflanzen oder durch die Zersetzung der Mulchschicht.
In einem noch funktionierenden, natürlichen Biotop wirst du immer eine sehr gute Bodenbedeckung auf einem großen Prozentsatz der Fläche finden. Und wo durch Störung Lücken auftreten, versucht die Natur diese so schnell wie möglich wieder zu schließen.

Deshalb sollten wir auch in der Landwirtschaft eine mögl. ganzjährige Bodenbedeckung und -Durchwurzelung anstreben. Natürlich muss man dabei Kompromisse eingehen, je nach angebauter Frucht.
Und natürlich möchten wir, dass die Sache im aeroben Bereich bleibt. Große Mengen ligninarmer, stickstoffreicher Pflanzenmasse zu einer fäulnisbildenden, stark verdichtenden Mulchschicht zu zerhäcksen z.B. wäre kontraproduktiv. So einen Aufwuchs kann man z.B. durch Anwalzen zur langsamen Rotte bringen oder durch Beweiden mit portionsweiser, zeitgesteuererter Zuteilung zu einem Teil Trampelmulch und einem Teil Kuh-Bioreaktor-Substrat aufbereiten. Oder man setzt auf eine andere Mischung, die weniger Masse und dafür eine bessere Bodenbedeckung bringt.

Ich habe dazu mal einige Bilder von einem meiner ersten Versuche mit Holistic Planned Grazing herausgesucht, von 2015.
Es handelt sich um zwei Flächen auf meiner Weide, wenige Meter voneinander entfernt. Aufgenommen am gleichen Tag.
(Nach einer längeren Trockenphase hatte es an dem Tag morgens 3 mm geregnet.)

Die erste Fläche im Umtrieb beweidet und dabei Trampelmulch erzeugt.
Da musste ich die Bodenoberfläche erstmal freilegen.
Schau dir die durch das gut geschützte und ernährte Bodenleben erzeuge Krümelstruktur an und die Feuchtigkeit trotz der langen Trockephase und trotz des starken Aufwuchses, der entsprechend viel Feuchtigkeit aus dem Boden zieht.
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Und zum Vergleich daneben eine Fläche, die ich mit den Jungbullen als Dauerstandweide genutzt habe.
Überweidete Pflanzen, die nur noch langsam Wachsen. Dazwischen viel nackter Boden, der sein Bodenleben nicht mehr schützen kann und deshalb keine Struktur mehr hat. Trotz des Regens am Morgen ist der Boden schon wieder abgetrocknet und trotz des geringen Wasserbedarfs des Bewuchses viel trockener als der auf der andere Fläche.
Und was meist du, wo der Gasaustausch besser funktioniert? Durch die luftig bedeckten Krümel oder durch die verschlämmte, verkrustete, nackte Oberfläche?
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Und das ist es, was auch mit dem Ackerboden passiert, wenn er Bedeckung hat oder eben nicht hat.


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