Versuch M6: Rinderbeweidung und Gewässerschutz

Ganzheitlich geplante Beweidung
Antworten
Manfred
Site Admin
Beiträge: 1737
Registriert: 31.03.2018, 12:46

Versuch M6: Rinderbeweidung und Gewässerschutz

Beitrag von Manfred »

(Kopie eines Beitrags vom 27.03.2016)

Ich habe mal wieder ein ökologisches Verbrechen begangen. Zumindest nach Lehrmeinung.

Weidetiere muss man ja von Gewässern fern halten, damit sie nicht die empfindliche Ufervegetation schädigen und so der Erosion Vorschub leisten.

Wenn man sich daran hält, also die Rinder per Zaun vom Gewässer weg hält, dann sieht das so aus, wie Wiesenbäche im Mittelgebirge halt aussehen, wenn man mal etwas genauer hinschaut.
Auf der Prallseite nimmt der Bach bei Hochwasser fleißig Boden mit. Bäume können sich dort kaum festsetzen. An der Kante werden die Keimlinge beim nächsten Hochwasser weggespült und oben haben sie kaum eine Chance gegen die Matte aus Gräsern und Stauden.
Rechts Kirchenland, links Bauernland, wo meine Familie seit Generationen Erlen und Weiden pflanzt und Lesesteine aufschüttet, um die Ufer zu stabilisieren.
Größere Steine können sich halten, feineres Sediment wird abgeschwemmt.

Bild

Bild

Bild

Bild


Jetzt zu meinem Verbrechen: Ich habe an einer Stelle den Zaun entfernt, die Rinder die ausgespülten Steilufer platttreten lassen, und sie dann wieder ausgesperrt.
Sah am Anfang natürlich wüst aus. Es wurde auch etwas Boden abgespült. Aber jetzt, ein paar Monate später, zeigt sich dieses Bild.
Trotz des an der Stelle relativ starken Gefälles im Bach bildet sich eine breite Verlandungszone, in der die Hochwasser tonnenweise feineres Sediment ablagern, das umgehend von Pflanzen besiedelt wird. An den Ufern bilden sich ebenfalls Pflanzenmatten, die ein weiteres Abspülen von Boden unterbinden.

Jetzt kann sich jeder selbst eine Meinung darüber bilden.
Das eine Extrem, die Tiere komplett aussperren?
Das andere Extrem, die Tiere ständig rein lassen?
Oder ein geplanter Einsatz von Tieren, um die Erosionsprobleme zu beheben?

Bild

Bild

Bild

Mich treibt seit längerem das Thema Bachperlmuschelschutz um. Es wird sehr großer Aufwand betrieben, um die noch vorhandenen, meist völlig überalterten Populationen zu erhalten.
Ich frage mich, wie diese Gewässer wohl ausgesehen haben, zu der Zeit als darin noch gesunde Muschelbestände mit guter Altersstruktur vorhanden waren.
Auf alten Fotos sieht man viel weniger Büsche und Bäume bei uns in der Landschaft, auch und gerade entlang der Bäche, und man sieht viel mehr Grünland und Weidetiere.
Um 1860 soll es in Deutschland z.B. noch 150 Millionen Schafe gegeben haben.
Wie haben sich diese Herden wohl auf das Landschaftsbild und auf die Gewässer und das Leben in den Gewässern ausgewirkt?


Manfred
Site Admin
Beiträge: 1737
Registriert: 31.03.2018, 12:46

Re: Versuch M6: Rinderbeweidung und Gewässerschutz

Beitrag von Manfred »

(Kopie eines Beitrags vom 01.05.2016)

Jetzt sieht man besser, dass sich durch den Tritt an der Stelle junge Erlen etablieren konnten, die sonst gegen die Staudenflur kaum eine Chance haben. Sie werden das Ufer weiter stabilisieren.

Bild

Bild


Manfred
Site Admin
Beiträge: 1737
Registriert: 31.03.2018, 12:46

Re: Versuch M6: Rinderbeweidung und Gewässerschutz

Beitrag von Manfred »

(Kopie eines Beitrags vom 08.08.2016)

Der Uferschutz-Versuch hat sich bei dem extremen Hochwasser neulich (das stärkste solange sich irgendwer hier erinnern kann) sehr gut bewährt.
Es wurde in den Bereich sogar wieder neues Material abgelagert.

Bild

Die jungen Erlen hatte das Wasser flach auf den Boden gedrückt. Sie leben noch, richten sich langsam wieder auf und haben sogar schon wieder neue Blätter.

Bild

Sogar Sandsteinblöcke aus einer alten Uferverbauung wurden im Versuchsbereich angespült.

Bild

Zum Vergleich eine ausgezäunte, vorschriften-gerechte Stelle ohne Rinder-Impact und ohne händische Bepflanzung und -Verbauung auf der Kirchen-Seite:
Hier hat das Wasser fast einen halben Meter breit das Ufer mitgenommen. Mein Zaunpfähle wurden zum Teil komplett ausgespült und ich musste sie mit Abstand zum neuen Ufer wieder einschlagen.

Bild


Antworten