Umstellung grüne Wüste in Blühstreifen

Avatarnavi
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Umstellung grüne Wüste in Blühstreifen

Beitrag von Avatarnavi »

Hallo zusammen,

ich habe bei meiner Wohnung einen kleinen Garten mit Gras. Der Kampf gegen das Moos und das Vertikutieren nerven mich und den Boden so, dass ich nach einer Alternative suche.

Ich bin auf ein Buch zur regenerativen Landwirtschaft gestoßen. Nun frage ich mich, ob ich meinen Garten auch so umstellen kann.

Ich würde gerne in Stil eines Blühstreifens die momentan Grasfläche umbauen, weiß aber nicht so recht, wie ich einen Anfang finde. Einfach etwas drüberpflanzen macht wohl keinen Sinn.

Können Sie mir weiterhelfen oder einen Tipp geben, die ich diese grüne Wüste wegbekommen? Das Boden ist steinig, da ich im Voralpenland bin.

Viele Grüße
Avatarnavi


Manfred
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Re: Umstellung grüne Wüste in Blühstreifen

Beitrag von Manfred »

Herzlich willkommen.
Um welches Buch handelt es sich denn?

Wie schaut es bei der Fläche mit Bodenart, Nährstoffgehalt, Besonnung und Feuchtigkeit aus?
Wie groß ist die Fläche ca.?


Fred
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Re: Umstellung grüne Wüste in Blühstreifen

Beitrag von Fred »

Die Umstellung von Rasen auf Wiese gibt es schon einiges dazu zu finden. Wenn auch mehr im Bereich "Ökologische Gartengestaltung"/"Naturgarten. Weniger in der Landwirtschaft, aber schon auch in der Permakultur, da man ja nicht nur die Nahrungssicherheit, sondern auch ein wohnliches, naturgemäßes Umfeld gestalten will. Es lohnt sich auch danach in älterer Gartenliteratur zu suchen, denn Naturgärten sind ende letzten Jahrhundert ein Trend gewesen.
Relativ einfach ist es im Herbst mit Blumen-Zwiebeln Frühblüher einzubringen. Es gibt solche die Verwildern und unter geeigneten Bedingungen sich dann ausbreiten (Bei Sortenwahl darauf achten). Für das einbringen von Wiesenblumen kommt es sehr auf die örtlichen Bedingungen an. Nicht jede (meistens die wenigsten) Pflanzen können sich via Aussaat in einer bereits etablierten Grasnarbe durchsetzen. Einfach aussäen wird meist nur damit gehen was auf dem Standort sonnst auch konkurenzstark wäre, und wird vielleicht eh von selber kommen wird. Dennoch läßt sich auch nachhelfen, durch auspflanzungen oder auch Patche, wo man Rasen durch Wiesenmischung ersetzt.
Wichtig ist die Umstellung der Schnittfolge. Wiesen sollte man hoch wachsen lassen, und dann 2/3x pro Saison mit einem Wiesenmäher oder Sense mähen. Nur so können auch Sommer-Wiesenpflanzen ihren Generations-Zyklus abschliessen. Noch mehr Vielfalt bekommt man, wenn man einzelne Areale zu unterschiedlichen Zeitpunkten mäht.

Steinige eher karge Flächen können sehr schöne Blühwiesen ergeben (s. Magerwiesen fable der Naturschützer). Viele Blühpflanzen sind Magerstandort-Spezialisten, aber jeder für etwas andere Bedingungen. Den konkreten Standort auf seine ökologischen Randbedingungen abklopfen und was Passendes wählen ist auf alle Fälle angezeigt.


Avatarnavi
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Re: Umstellung grüne Wüste in Blühstreifen

Beitrag von Avatarnavi »

Hallo Manfred,

der Boden ist steinig und fest. Da zuvor eine Art wildwuchernder Garten dort war, gehe ich davon aus, dass der Boden etwas ausgelaugt ist. Es wächst viel Moos im Garten. Wie ich aber genau den Nährstoffgehalt feststellen kann, weiß ich nicht. Das ist mein erster Garten und ich habe drei Jahre gebraucht, bis ich ein Hochbeet in einen halbwegs guten Zustand gebracht habe. Ein grüner Daumen ist leider nicht meine herausragende Fähigkeit.
Der Garten liegt teilweise unter einer großen Linde, d.h. Schatten, ansonsten aber auf der Südseite mit Sonne. Da der Garten in einem Wohngebiet liegt (3 stöckige Häuser), wird der sonnige Teil aber wohl nur in der Mittagszeit (11 - 16 Uhr im Hochsommer) voll in der Sonne liegen.
Es gibt in meinem Garten keine Bewässerung (Niederschlagsmenge Voralpenland). Die Fläche selbst ist ca. 150 qm groß.

LG Tini
Manfred hat geschrieben: 25.04.2020, 14:39 Herzlich willkommen.
Um welches Buch handelt es sich denn?

Wie schaut es bei der Fläche mit Bodenart, Nährstoffgehalt, Besonnung und Feuchtigkeit aus?
Wie groß ist die Fläche ca.?


Avatarnavi
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Re: Umstellung grüne Wüste in Blühstreifen

Beitrag von Avatarnavi »

Hallo Fred,

lieben Dank für diese Hilfe.

VG
Tini
Fred hat geschrieben: 25.04.2020, 22:14 Die Umstellung von Rasen auf Wiese gibt es schon einiges dazu zu finden. Wenn auch mehr im Bereich "Ökologische Gartengestaltung"/"Naturgarten. Weniger in der Landwirtschaft, aber schon auch in der Permakultur, da man ja nicht nur die Nahrungssicherheit, sondern auch ein wohnliches, naturgemäßes Umfeld gestalten will. Es lohnt sich auch danach in älterer Gartenliteratur zu suchen, denn Naturgärten sind ende letzten Jahrhundert ein Trend gewesen.
Relativ einfach ist es im Herbst mit Blumen-Zwiebeln Frühblüher einzubringen. Es gibt solche die Verwildern und unter geeigneten Bedingungen sich dann ausbreiten (Bei Sortenwahl darauf achten). Für das einbringen von Wiesenblumen kommt es sehr auf die örtlichen Bedingungen an. Nicht jede (meistens die wenigsten) Pflanzen können sich via Aussaat in einer bereits etablierten Grasnarbe durchsetzen. Einfach aussäen wird meist nur damit gehen was auf dem Standort sonnst auch konkurenzstark wäre, und wird vielleicht eh von selber kommen wird. Dennoch läßt sich auch nachhelfen, durch auspflanzungen oder auch Patche, wo man Rasen durch Wiesenmischung ersetzt.
Wichtig ist die Umstellung der Schnittfolge. Wiesen sollte man hoch wachsen lassen, und dann 2/3x pro Saison mit einem Wiesenmäher oder Sense mähen. Nur so können auch Sommer-Wiesenpflanzen ihren Generations-Zyklus abschliessen. Noch mehr Vielfalt bekommt man, wenn man einzelne Areale zu unterschiedlichen Zeitpunkten mäht.

Steinige eher karge Flächen können sehr schöne Blühwiesen ergeben (s. Magerwiesen fable der Naturschützer). Viele Blühpflanzen sind Magerstandort-Spezialisten, aber jeder für etwas andere Bedingungen. Den konkreten Standort auf seine ökologischen Randbedingungen abklopfen und was Passendes wählen ist auf alle Fälle angezeigt.


Manfred
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Re: Umstellung grüne Wüste in Blühstreifen

Beitrag von Manfred »

Ich versuche nochmal zusammenzufassen:
-Garten mit Schatten bis Halbschatten im Voralpenland
-Vorher war dort Wildwuchs
-Jetzt ist dort Rasen, der mit Moos zu kämpfen hat und durch das nötige Vertikulieren viel Arbeit macht
-Es soll eine Art Blühfläche entstehen, die wenig Arbeit macht

Das ist quasi die Umkehr der Natur.
In der Natur werden kahle Flächen zuerst von Pionierpflanzen besiedelt (einjährige Blumen = "Unkraut").
Mit zunehmender Verbesserung machen sich dann Gräser breit ("Rasen").
Und danach folgt üppigerer Wildwuchs (Sukzession von Hochstaudenflur bis Wald).

Wenn man das Umkehren will, entsteht eher mehr Pflegeaufwand als weniger (außer man karrt den Oberboden weg und lässt die Sukzession von vorne anfangen).
Wenn dauerhafte Blumenkulturen entstehen sollen, müssten diese konsequent gepflegt werden, sonst kommt das Gras schnell wieder und verdrängt die Blumen.
Die am wenigsten Zeitintensive Lösung wäre wohl, die Fläche umzubrechen (mit einer Fräse, oder von Hand umgraben) und mit einer ein- oder mehrjährigen Blühmischung einzusäen. (Mach mal eine Google Bildersuche nach Blühmischung oder Bienenweide).
Bei den mehrjährigen Mischungen dominieren im Winter optisch die abgestorbenen Stängel. Das findet der eine schön (auch viele Insekten, die in den Stängeln überwintern), der andere findet es hässlich.
Pflegearbeit fällt keine an, außer dem Umbruch + Neuansaat jährlich oder alle paar Jahre.

Wenn du eher an die Pflanzung mehrjähriger Blumenbeete denkst, kannst du mit einem Pflegeaufwand (Unkrautjäten) von mind. 10 min pro Jahr und Quadratmeter rechnen. In den ersten ein bis zwei Jahren eher 30 min pro Quadratmeter, bis die Pflanzen eingewachsen sind und den Boden flächig bedecken.

Um zu einer Magerwiese zu gelangen, müsste man wohl den Oberboden austauschen. Als Saatgut eignet sich dann sogenannter Wiesendrusch, dem man noch gewünschte Blumenarten beimengen kann.


Fred
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Re: Umstellung grüne Wüste in Blühstreifen

Beitrag von Fred »

Avatarnavi hat geschrieben: 05.05.2020, 11:56 Hallo Manfred,

der Boden ist steinig und fest. Da zuvor eine Art wildwuchernder Garten dort war, gehe ich davon aus, dass der Boden etwas ausgelaugt ist. Es wächst viel Moos im Garten. Wie ich aber genau den Nährstoffgehalt feststellen kann, weiß ich nicht.
Wenn dort ein wild-wuchernder Garten war, dann ist wahrscheinlicher, daß der Boden gut regeneriert ist (zumindest Biologisch) als daß er ausgelaugt ist, weil er sich regenerieren konnte. Aber ohne Augenschein ist das nur Spekulation. Am sichersten läßt sich der Nährstoffgehalt mit einer Bodenprobe ermitteln, wenn man weis wie diese zu lesen ist.
Viel Moos stpricht für einen eher schattigen/kühleren Standort, mit viel Regen, was im Voralpenland ja häufig der Fall ist.


Fred
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Re: Umstellung grüne Wüste in Blühstreifen

Beitrag von Fred »

Manfred hat geschrieben: 06.05.2020, 11:59 -Es soll eine Art Blühfläche entstehen, die wenig Arbeit macht

Das ist quasi die Umkehr der Natur.
In der Natur werden kahle Flächen zuerst von Pionierpflanzen besiedelt (einjährige Blumen = "Unkraut").
Mit zunehmender Verbesserung machen sich dann Gräser breit ("Rasen").
Und danach folgt üppigerer Wildwuchs (Sukzession von Hochstaudenflur bis Wald).

Wenn man das Umkehren will, entsteht eher mehr Pflegeaufwand als weniger (außer man karrt den Oberboden weg und lässt die Sukzession von vorne anfangen).
Das stimmt, will man der Fläche eine Magerwiesen-Blumen-Gesellschaft aufzwingen, wenn es nicht Standtort passend ist ist der Arbeitsaufwand so hoch, wie bei jedem anderen nicht naturgemäßen gärtnern. Egal wie Ökologisch wertvoll man solche Flächen ansieht.

Es gibt auch andere Möglichkeiten, eine Graslandschaft nach dem Vorbild von z.B. Präriegärten. Prärien/Savannen sind ja auch hoch diverse Graslandschaften, die teilweise auf sehr guten Bodenstandorten gedeihen. Dafür muss man Man sich damit beschäftigen, wie man das höhere Gras dann geschnitten bekommt, denn Graslandschaften brauchen Schnitt oder idealerweise Beweidung. Was auf kleinen Flächen (typischerweise Garten) meist nicht möglich ist. Daher dann einen Wiesen oder Hochgraßmäher besorgen, z.B. eine Sense, wenn einem das zusagt.
Mehr dazu:
https://www.gartenspring.de/hochgrasmaeher-test/
https://dasbestekaufen.de/wiesenmaeher-test/

Das einfachste wäre, mit so einem Gerät 1x, 2x im Jahr zu mähen, und dann abwarten welche Pflanzen sich von alleine unter das Gras mischen.

Man kann das beschleunigen, wenn man passendes Pflanzmaterial einbringt, dieses sollte Standortgerecht ausgewählt werden. In der Ziergärtnerei gibt es dafür Pflanzenkategorisierungen wie z.B. Lebensbereiche-Konzept für Stauden. Dafür ist allerdings eine eingehendere Standortevaluierung erforderlich, denn nur Standortgerechte Pflanzen werden sich neben Gras behaupten können. In der Permakultur wird deshalb ja immer mit einer eingehenden Standortanalyse begonnen.


Manfred
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Re: Umstellung grüne Wüste in Blühstreifen

Beitrag von Manfred »

Ich stehe ja auf staudenlastige Präriegärten. Aber es hat seinen Grund, weshalb man die so selten sieht.
Damit die Anlage gelingt, muss man sich intensiv mit den Voraussetzungen beschäftigen, und den Garten dann konsequent pflegen.
Und in einer engen Nische wird ein Präriegarten nie so wirken wie bei Einbettung in eine offene Landschaft, wie es in den Schaugärten der Staudengärtnereien meist der Fall ist.
Erst aus der übernatürlich dichten Staugenpflanzung im Vordergrund und der grünen Weite des Hintergrunds entsteht der optische Eindruck, der an blühende Graslandschaften erinnert.

Hier ein sehr gelungenes Beispiel:
https://phlora.de/wp-content/uploads/20 ... _Ulmer.jpg


Fred
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Re: Umstellung grüne Wüste in Blühstreifen

Beitrag von Fred »

Manfred hat geschrieben: 08.05.2020, 08:26 Damit die Anlage gelingt, muss man sich intensiv mit den Voraussetzungen beschäftigen, und den Garten dann konsequent pflegen.
Und in einer engen Nische wird ein Präriegarten nie so wirken wie bei Einbettung in eine offene Landschaft, wie es in den Schaugärten der Staudengärtnereien meist der Fall ist.
Sicher. Hier kann man nur in Verschiedene Richungen zeigen, was prinzipiell möglich ist. Was konkret gehen würde dafür weis man einfach zu wenig von dem Standort. Wobei es ja nicht unbedingt die Prärie aus USA sein muss, einheimische Graslandpflanzen gibt es ja auch.


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