Beim Thema Nitrat scheinst du recht einseitig informiert zu sein?
Der Grund für die Einführung von Nitrat-Grenzwerten für Wasser, waren Nitrit-Vergiftungen bei Säuglingen, überwiegend durch unhygienische, bakterienverseuchte Trinkwasserbrunnen.
Nitrit ist ein bakterielles Abbauprodukt von Ammonium- oder Nitrationen.
Wenn es in die Blutbahn gelangt, "verklebt" es das Hämoglobin im Blut zu Methämoglobin.
Dadurch wird der Transport von CO2 und Sauerstoff gehemmt.
Bei Erwachsenen wird das Methämoglobin relativ schnell durch ein Enzym wieder zu Hämoglobin reduziert.
Bei Säuglingen ist dieses Enzym noch nicht ausreichend vorhanden, wodurch sie bei Nitritvergiftung schnell in Sauerstoffnot geraten (Blausucht).
Für Nitrit gilt deshalb ein extrem strenger Grenzwert von 0,50 mg/l, der auch überall eingehalten wird.
Für Nitrat wurde vorsorglich ein Grenzwert von damals 80 mg/l eingeführt, weil man Bedenken hatte, dass durch bakterielle Kontamination des Trinkwassers oder durch Abbaureaktionen im Körper weiteres Nitrit entstehend könnte.
Bei der heutigen hygienischen Trinkwasserversorgung ist das aber nicht mehr der Fall. Das Problem waren offene Brunnen auf den Höfen, die teils mit eingesickerten oder eingewaschenen Tierfäkalien verseucht und damit eine Brutstätte für Bakterien waren, die für viel Nitrit gesorgt haben.
Seit der Grenzwerte von 0,5 mg/l für Nitrit und 80 mg/l gab es, solange diese eingehalten wurden, keinen einzigen dokumentierten Fall von Säuglingsblausucht mehr aufgrund von Nitrit aus dem Wasser.
In den 80er Jahren (wenn ich es richtig erinnere) kam dann die Theorie auf, dass Nitrat evtl. im Verdauungssystem durch Mikroben zu krebserregenden Nitrosaminen abgebaut werden könnten.
Deshalb hat man vorsorglich den Grenzwert im Trinkwasser auf 50 mg/l abgesenkt.
Es ist aber trotz anschließender jahrelanger und aufwändiger Forschung nie gelungen, eine solche Abbaureaktion im Körper nachzuweisen.
Demnach hätte der Grenzwert aus fachlicher Sicht problemlos wieder auf 80 mg/l angehoben werden können, was aber bisher aus politischen Erwägungen (Nitratangst) unterblieben ist.
Umgekehrt ist ein Mangel an Nitrat im Trinkwasser ein Hinweis auf eine Versauerung des Oberbodens aufgrund mangelnder biologischer Atkivität, welche zu einer erhöhten Auswaschungsrate von Schwermetallen führt, die dann wiederum in erhöhter Menge im Trinkwasser landen.
Ein Thema, dass in D leider weitgehend todgeschwiegen wird.
Positive Wirkungen des Nitrats für die Gesundheit sind ebenfalls belegt. Siehe z.B.
https://www.welt.de/gesundheit/article1 ... ommen.html
Das Thema ließe sich also deutlich versachlichen und differenzierter betrachten.
Unabhängig davon sind Nährstoffauswaschungen natürlich ein großes Problem, das behoben werden muss.
Mit den Entwicklungen in der regenerativen Landwirtschaften haben wir dafür ja inzwischen einen ganzen Baukasten guter Lösungen.
Phosphat wird von landwirtschaftlichen Flächen aber nur in sehr geringem Umfang ausgewaschen. Da kommt die mit Abstand größte Menge durch die Kläranlagen aus den Haushaltsabwässern.
Da haben wir ein massives Problem. Solange die Haushalte und Gewerbe ihr Abwasser mit ungezählten Schadstoffen belasten, kann man es nicht als Dünger auf die Felder zurückführen, was ja die sinnvollste Kreislauflösung wäre, sondern muss es behandeln und entsorgen.
Und der Verlust an Phosphat durch diesen zerstörten Kreislauf ist ein massives Problem für die Zukunft der Menschheit, weil die zu Düngezwecken erschließbaren Phosphatlagerstätten begrenzt sind.
Evtl. kommen wir mit der regenerativen Landwirtschaft und der damit verbundenen Reaktivierung des Bodenlebens so weit, dass die in den Böden vorhandenen Phosphatressourcen besser erschlossen werden und die Düngung reduziert oder ganz aufgegeben werden kann.
Aber selbst dann bleiben die Überdüngungsprobleme in den Gewässern durch das Abwasser-Phosphat.
Seit die Landwirtschaft (zumindest hierzulande) ihre Stickstoffauswaschungen deutlich reduziert hat, besteht auch ein Ungleichgewicht der Gewässerüberdüngung hin zum Phosphat, was Algenblüten stark begünstigt. In einigen Seen wird ja inzwischen sogar gezielt Stickstoff gedüngt, um den Phosphatüberschuss ins Gleichgewicht zu bringen, und die Nährstofffixierung von den "Algen" hin zu anderen Mikroben zu verschieben.