Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung"

aparine
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Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung"

Beitrag von aparine »

Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung", 390 p.

Das Buch ist einerseits leicht zu lesen und mitunter durchaus witzig. Andererseits war es für mich unglaublich anstrengend, eventuell war es auch zu heiß. Auf jeden Fall muss man das Buch mehrmals lesen. Das Buch wird unter anderem mit folgendem Text beworben:
"Neal Kinsey zählt zu den wenigen weltweit tätigen Acker- und Pflanzenbau-Beratern. In diesem Buch gibt er sein in über 40 Jahren gesammeltes Fachwissen über Pflanzenernährung und Bodenfruchtbarkeit preis - nicht in der Art eines klassischen Lehrbuches, sondern in einem unterhaltsamen Stil, der mit vielen Anekdoten aus den Beratungsgesprächen mit seinen Kunden gespickt ist. Landwirte, die bereit sind, von Kinsey zu lernen, erhalten ein tiefes Verständnis von der Bodenfruchtbarkeit und nicht nur die Theorie. Es ist ein Buch für Praktiker, dessen Fachwissen im Feld umgesetzt werden kann, Hands-on Agronomy (übersetzt Acker- und Pflanzenbau für Praktiker) bietet erstklassiges Wissen sowohl für konventionell als auch biologisch wirtschaftende Betriebe, beschreibt aber auch die Gefahren des Chemie-Einsatzes.
  • Hier lernen Sie, durch ausgewogene Nährstoffversorgung ihrer Böden Spitzenerträge zu erzielen.
  • Hier entdecken Sie, warum die Beschränkung der Düngung auf N, P und K nicht ausreicht.
  • Hier erhalten Sie ein besseres Verständnis für den richtigen Einsatz von Gülle, Stallmist und Kompost, über Bodenbearbeitung, Mikronährstoffdüngung und vieles mehr.
..."

Das Buch wird nicht von der Bayer AG verlegt, sondern von der Firma eines deutschen Beraters (Hr. Bayer), der mit Neal Kinseys zusammenarbeitet. Es wurde geschrieben für die Beratungskunden von Neal Kinseys und erfüllt diese Funktion hervorragend. Ganz anders sieht es aus, wenn man dieses System anwenden will, ohne die Bodenuntersuchungen in den USA machen zu lassen. Das ist unglaublich schwierig. Man merkt leider, dass dieses Buch nicht von einem richtigen Verlag stammt. An mehreren Stellen ist mit aufgefallen, dass in der Übersetzung das Gegenteil einer wichtigen Aussage gebracht wurde, vermutlich durch Probleme mit der Verneinung. Sehr gut sind die Hinweise für die deutschen Leser, da sonst vieles unverständlich wäre ("weil Kalzium das Phosphat anzieht, ebenso stark wie viele Südstaatler von Augenbohnen angezogen werden."). Leider stimmen einige Nummernzuordnungen nicht und mindestens ein Hinweis fehlt.
  • Die in Europa verwendete Messung des Boden-pH-Wertes ist nutzlos. (Aussalzen mit CaCl2). Es muss der pH-Wert des Bodenwassers ermittelt werden. Bis jetzt habe ich noch keine Anleitung dafür gefunden. Das dürfte aber eigentlich nicht so schwierig sein. Der Unterschied zwischen beiden Werten liegt bei 0,2 bis 1,5 und unterscheidet sich sich bereits zwischen den oberen und unteren Enden einer kleineren, geneigten Fläche. Generell darf man sich nicht am pH-Wert orientieren, z.B. für die Kalkung.
      • Besonders bei Grünland, das viel Mist erhält, ist darauf zu achten, das die Kalium-Natrium-Gehalte die Kalzium-Magnesium-Gehalte nicht übersteigen. Falls doch, verschlechtert sich der Gesundheitszustand von Kühen dramatisch, bis hin zum Tod. Das gleiche gilt für Gärten. In dem man die Stängel von Klee oder Leguminosen kaut, kann man dies einfach überprüfen. Wenn diese bitter schmecken, stimmt etwas nicht mit dem Boden.


      aparine
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      Re: Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung"

      Beitrag von aparine »

      Leider darf ich den Eintrag scheinbar nur eine begrenzte Anzahl ergänzen. Beim nächsten Mal werde ich mir mehr Notizen machen und diese hier ergänzen.
      • Zuerst muss die totale Kationenaustauschkapazität (TEC) bestimmt werden.
      • Die Nährstoffe sind folgendermaßen einzustellen: Kalzium 60 (Sandboden) - 70 (Tonboden) %, Magnesium 10 (Ton) - 20 (Sand) %. Das Optimum für Kalzium plus Magnesium beträgt 80 %. Kalium sollte 3-5 % betragen, Wasserstoff 10-15 %, andere Kationen 2-4 %.
      • Eisen sollte mindestens 200 ppm betragen, so lange die Werte höher liegen, als beim Mangan, welches über 200 ppm betragen sollte.
      • Silizummangel tritt häufig auf Tonböden auf. Zumindest Melonen bekommen dadurch Probleme.


      aparine
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      Re: Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung"

      Beitrag von aparine »

      • Eisen sollte mindestens 300 ppm betragen, so lange die Werte höher liegen, als beim Mangan, welches über 200 ppm betragen sollte.


      Fred
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      Re: Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung"

      Beitrag von Fred »

      Das Buch ist jetzt ja wieder lieferbar, da dritte Auflage vorliegt.
      Nur fehlt in dieser Meldung der Link zum Bestellformular: http://www.beratung-mal-anders.de/neal- ... bestellen/

      Wobei ich sagen muss...Erster Eindruck Preis Leistung: Ein Taschenbuch für €44.80, und dann Abbildungen in Schwarz/Weiß... :? ... Jetzt mal lesen, bin auf den Inhalt ja schon sehr gespannt,seidem ich die Videos von Dan Kittredge gesehen habe, der ja auch das Albrecht-System verwendet.


      Fred
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      Re: Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung"

      Beitrag von Fred »

      Jetzt habe ich das Buch soweit gelesen. Nach dem ersten Ernüchternden Eindruck ist es Inhaltlich doch so überzeugend, daß es bleibt. Auch wenn 2 Seiten mit Bildtafeln der Mangelsymptome kein Luxus wären, auf den SW-Abbildungen den Unterschied der Mais-Verfärbungen bei verschiedenen Nährstoff-Mangel erkennen zu wollen ist eine schöne Idee. Aber gut, dafür gibt es ja die Seite von K&S.

      Was das Buch bietet, steht im Prinzip auf Seite 4: " Dieses Buch bempht sich all denjenigen Antworten zu geben, die nach einer Bodenuntersuchungsmethode suchen, die wirklich funktioniert".

      Dabei geht es immer um die Nährstoff-Gleichgewichte im Boden, die auf Basis einer Umfangreichen Bodenuntersuchung ermittelt werden, und dann entsprechend den Erfordernissen eingestellt werden. (Siehe Beispiele in Beiträgen von aparine). Die Ziel-Nährstoff-Verhältnisse wurden von Prof. Albrecht von den Nährstoffverhältnissen im Humus abgeleitet. Denn bei diesen Verhältnissen wachsen die Kutlurpflanzen am besten (Meistens dieselben Zielwerte, mit geringen Variationen einiger Spezialisten).

      Der Autor bringt viele Beispiele aus seiner Beratungstätigkeit, anhand denen man gut sehen kann, was welchen Unterschied ausmachen kann, und wodurch das Buch sehr praxisnah und gut lesbar ist. Einige Effekte werden dem ein oder anderen Leser bekannt vorkommen, so geht es zumindest mir, und bereits das ist eine Hilfe, auch wenn das meiste was Buch verspricht nur mit Hilfe der Kinsey-Bodenuntersuchung und einer Beratung erreichen läßt, was sich erst ab gewisser Größe lohnt.
      Hilfreich, wenn auch vorallem für Kinsey-Kunden, daß auch immer konkrete Zahlen und Richtwerte genannt werden, hier ist es ganz das Praxis-Buch für den Anwender. Was es jedoch nicht ist, ist das komplette und erschöpfende Lehrbuch für das Albrecht-System. Es ist mehr der Stoff der Einführungs-Vorlesung in das System, wo Grundlagen Vorgestellt werden, und mal für Orentierung aufgezeigt wird, worum es geht, und worauf man sich einstellen kann.
      Für denjenigen, der das System ganz verstehen will, sind wahrscheinlich die Albrecht-Papers (1..7) die Lektüre, die zu lesen ist.

      Nichts desto trotz, sind mir auch so noch kaum so konkrete Ausführungen untergekommen, was welcher Pflanzennährstoff bewirkt, und wie sie sich gegenseitig Beeinflussen und Wechselwirken. Alleine diese Erleuterungen sind sehr hilfreich, wenn man auf seinen Flächen Dinge sieht, die man sonnst nicht versteht. Für mich ist das Wissen um das Mineralische Nährstoff-Gleichgewicht, für das Verständnis, was passiert vergleichbar erhellend, wie das kennenlernen des Biologischen Gleichgewichtes/Sukzession nach Elaine Ingham.


      Manfred
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      Re: Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung"

      Beitrag von Manfred »

      Es gibt ein spezialisiertes deutschsprachiges Forum zu Kinsey/Albrecht, das ich neulich erst gefunden habe:
      https://kakforum.iphpbb3.com


      Und hier ein einführender Artikel aus der topagrar
      (Zur Qualität des Artikels kann ich nichts sagen, weil ich mit Kinseys Arbeit nicht vertraut bin.)
      http://sgl-gmbh.de/cms/upload/PDF/Beric ... 6-2015.pdf


      Christoph
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      Re: Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung"

      Beitrag von Christoph »

      Bei diesen Diskussionen und Lehrmeinungen über Nährstoffbedarf, bzw. Nährstoffmangel und dessen Ausgleich durch Düngung sehe ich ein ganz grundsätzliches Problem, wenn ich das Thema aus reglungstechnischer Sicht und als Ingenieur betrachte:
      Jeder Nährstoff ist eine analoge Stellgröße und es gibt für jede diese Stellgrößen eine Totzeit (Zeit zwischen Veränderung des Stellgröße und dem Beginn der daraus resultierenden Veränderung der Regelgröße.) Dazu kommt die Frage nach der jeweiligen Regel-Charakteristik.
      Die Zahl essentieller Nährstoffe und damit die Zahl der Stellgrößen beträgt mindestens 20 ( https://en.wikipedia.org/wiki/Plant_nutrition ). Elaine Ingham spricht in ihrem "Life in the Soil Class"-Kurs sogar davon, dass man inzwischen mindestens 42 essentielle Nährstoffe kenne, während die Zahl der bekannten essentiellen Nährstoffe in ihrer Kindergartenzeit noch bei 3 gelegen habe. Man könne sich daher nicht sicher sein, wie viele essentiellen Nährstoffe es tatsächlich gibt.
      Mein Professor für anorganische Chemie in Antwerpen, hat im Studienjahr 1980/81 gemeint, dass er zunehmend den Eindruck gewinnen würde, dass möglicherweise alle Elemente essentielle Nährstoffe seien. D.h., durch bessere Analysemethoden hat man offenbar immer neue Elemente als essentielle Nährstoffe entdeckt.
      Dabei kann es in der Praxis für einen Menschen extrem schwierig sein, selbst eine Stellgröße richtig nach zu regeln:
      Auf meiner letzten Fahrt vor meinem Ingenieurstudium, auf einem Supertanker, beim Anlaufen der Ölpier bei Wilhelmshaven, war der Regler für die Brennstofftemperatur vor den Kesseln ausgefallen. Die Temperatur musste daher von Hand geregelt und an die durch das Manövrieren des Schiffes erforderlichen Lastwechsel angepasst werden. Zeitweise war das damals auch meine Aufgabe. Es hat einen bleibenden Eindruck auf mich gemacht, wie schwierig es für mich war, und wie ungenau mein Ergebnis bei dieser einfachen Regelungsaufgabe war. Heute würde ich natürlich erst einmal meinen Chef fragen, welche Charakteristik und welche Totzeit der Regelkreislauf hat, aber damals als Ingenieurassistent, hatte ich von solchen Dingen noch keine Ahnung und mein Chefingenieur hat mir daher auch nichts dazu gesagt. Heute würde ich auch besser beobachten. Aber trotzdem, die Vorstellung, dass ich 20 und mehr analoge Stellgrößen für die Nährstoffversorgung eines Feldes zur Verfügung habe, und dass ich es dann auch nicht nur mit einer Störgröße, wie damals den Brennstoffdurchsatz der Brenner, sondern mit jeder Mengen bekannten und unbekannte Störgrößen zu tun habe, würde mich resignieren lassen. Im Grunde hat man damit nämlich fast unendlich viele Stellmöglichkeiten und Fehlermöglichkeiten.
      Dazu kommt, was ich heute über die Tücken der Komplexität und deren Kosten im Allgemeinen weiß. (Stichwort Joseph Tainter, Der Kollaps komplexer Gesellschaften).

      Tatsächlich ist das auch die Argumentation von Elaine Ingham: Wir haben im Grunde keine Ahnung welche Pflanze an welchem Standort was wann in welchen Mengen und in welcher Form an Nährstoffen braucht. Vor allem aber, selbst wenn wir es wüssten, könnten wir es nicht vernünftig regeln.
      Der Ansatz von Elaine Ingham, ist daher die automatischen Regler der Pflanzen und des Bodenlebens zu nutzen. Wir können nämlich sehr wohl für eine möglichst große Vielfalt an Pflanzen und Mikroorganismen sorgen, und wir können das teilweise u.a. auch mit einem Mikroskop in groben Zügen beurteilen und verbessern.

      Auf die Arbeit von William Albrecht geht Elaine Ingham in einer Lektion ein. Das Fazit ist, dass es bei sehr schweren Tonböden vielleicht sinnvoll sein kann, das Verhältnis von Ca und Mg durch Zugabe von Ca zu verbessern, aber dass man sich das im Grunde auch sparen kann, wenn man die Mikrobiologie in Ordnung bringt.


      Manfred
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      Re: Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung"

      Beitrag von Manfred »

      Meine aktuelle Modellvorstellung dazu ist diese:

      Als Ausgangssituation haben wir unbelebte, humusarme Böden mit schlechter Nährstoffverfügbarkeit und Wasserversickerungs- und Speicherkapazität, und dazu einen Pflanzenbau, der relativ uneffektiv in der Nutzung der verfügbaren Sonneneinstrahlung ist, weil der Boden wochen- bis monatelange gar nicht bewachsen ist, und wenn, dann meist nur mit Reinkulturen.

      Die Idealvorstellung ist ein humoser, stark belebter Boden mit hoher Nährstoffverfügbarkeit, hohem Nährstoffpuffervermögen, hoher Versickerungsleistung und hoher Wasserspeicherfähigkeit. Ein Boden, der über den Liquid-Carbon-Pathway durch eine optimale Ausnutzung der verfügbaren Sonneneinstrahlung, also durch ganzjährige Bodenbedeckung und - Durchwurzelung durch lebenden Pflanzen sowie ein effektives Aufschließen der im Boden enthaltenen Mineralien ernährt wird.

      Unsere Aufgabe ist es, den Weg von A nach B zu finden, aber das auf eine Art und Weise, die sicherstellt, dass der Ackerbauer auch in der Zwischenzeit und in der starkt umkämpften Marktsituation, in der er sicht bewegt, ein gutes Einkommen erzielt. Dafür wiederum braucht es durchgängig gute Ernteerträge.

      Wenn ich mich einige Jahre rein auf die Bodengesundung konzentrieren kann, komme ich natürlich schneller vorwärts. Aber diesen Luxus kann sich kaum ein Ackerbauer leisten. Also braucht es einen schrittweisen Umstellungsprozess und während dieses Prozesses müssen durchgehend annehmbare Ernten eingefahren werden.
      Auf diesem Weg können m.E. sowohl die Methoen von Kinsey als auch die Mikrobenimpfungen nach Ingham eine wertvolle Hilfe sein. Sie zielen ja beide darauf ab, den Boden zu beleben und so die Verfügbarkeit und Pufferung von Nährstoffen zu verbessern.

      Wenn das Ziel dann irgendwann erreicht ist, sollten beide überflüssig werden. Solange der Boden auf solche Behandlungen anspringt, ist er noch nicht gesund.

      Was mir etwas Sorge macht, die diese "Zaubertrank-Faszination", der offenbar viele Leute erliegen, egal ob es um Komposttee, Kinsey-Düngung, Demeter-Präparate, EM etc. etc. geht. Ich habe den Eindruck, dass dabei oft das eigentliche Ziel, ein gesunder Boden mit ganzjähriger Bodenbedeckung, der all das nicht mehr nötig hat, aus den Augen verloren wird.


      Stefan81
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      Re: Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung"

      Beitrag von Stefan81 »

      Ich würde sagen, wir haben diese Vorstellung 70Jahre eingeimpft bekommen, deshalb kann man nicht davon ausgehen das es von jetzt auf gleich wieder weg ist.


      Fred
      Beiträge: 440
      Registriert: 22.04.2018, 15:37

      Re: Kinseys, Neal (2014): "Hands-on agronomy - Der etwas andere Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Düngung"

      Beitrag von Fred »

      Manfred hat geschrieben: 25.08.2018, 14:01 Meine aktuelle Modellvorstellung dazu ist diese:

      Als Ausgangssituation haben wir unbelebte, humusarme Böden mit schlechter Nährstoffverfügbarkeit und Wasserversickerungs- und Speicherkapazität [...]
      Jo...am Anfang war die erkaltete Lava... oder so ähnlich.
      Die Nordseeinseln, wo Meer natülicherweise am Westende Land mitnimmt, und am Ostende Neuland aufschwemmt, dürfte neben Gebirgen in Deutschland zu den wenigen Stellen gehören, wo man den Sukzessionsbeginn von Natur an studieren kann.
      Die Idealvorstellung ist ein humoser, stark belebter Boden mit hoher Nährstoffverfügbarkeit, hohem Nährstoffpuffervermögen, hoher Versickerungsleistung und hoher Wasserspeicherfähigkeit
      Das sehe ich darin begründet, daß der Mensch, mit seinem Energieverschwenderischen Gehirn, und reduziertem Darm, sich gerne von Pflanzen ernährt, die auch entsprechend Habhaft sind, die gut Biomasse, Mineralgehalt und Energiegehalt aufbauen, daß sich Verzehr auch lohnt. Solche Pflanzen benötigen diese Humösen Böden.
      Was mir etwas Sorge macht, die diese "Zaubertrank-Faszination", der offenbar viele Leute erliegen, egal ob es um Komposttee, Kinsey-Düngung, Demeter-Präparate, EM etc. etc. geht. Ich habe den Eindruck, dass dabei oft das eigentliche Ziel, ein gesunder Boden mit ganzjähriger Bodenbedeckung, der all das nicht mehr nötig hat, aus den Augen verloren wird.
      Allerdings, wobei dies vorallem dem Grund geschultet ist, daß die Leute ihre Produkte maximal verkaufen müssen, damit die Bilanz stimmt. Wer seinem Produkt die universelle Zauberwirkung andichtet, hat -zumindest kurzfristig- die meisten Verkaufsmöglichkeiten.
      Wobei jedes dieser Produkte, wohl seinen sinvollen Einsatzzweck hat, wenn entsprechende Bedingungen vorherrschen, wo es einen Unterschied ausmacht, bei anderen dann nicht.

      Im Buch von Kinsey berichtet er in einem Kapitel über Bodenhilfsstoffe, die von den Universitäten sei 1970er Jahren systematisch so getestet wurden, daß sie keinen Unterschied machen, und dadurch vom Markt verdrängt wurden: "Wir haben festgestellt, daß XY keinen Unterschied macht."


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